Atypische Fussschmerzen bei einem profess

ORTHTR 10749 No. of Pages 4

CASE REPORT

Orthop€adie
Traumatologie

Sports Orthop. Traumatol. xx, xx–xx (2014)
ß Elsevier GmbH
www.elsevier.com/locate/orthtr
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2014.11.002

Zusammenfassung

CASE REPORT

Wir stellen den Fall eines 21-j€ahrigen
professionellen Beach-Soccer-Spielers
vor, der an akuten Schmerzen im Bereich des rechten Fußes leidet.
Schmerzh€ohepunkt war immer etwa
30 Minten nach Trainings- oder Spielbeginn. In der nachfolgenden Untersuchung ergab sich ein Entrapment der A.

dorsalis pedis zwischen einem prominenten Talus und dem Retinaculum
extensorum. Nach Resektion der Talusnase und partieller Spaltung des distalen Retinaculums wurde der Patient
innert 3 Wochen schmerzfrei und war
wieder auf demselben hohen Niveau
sportf€ahig.

Atypische Fußschmerzen bei
einem professionellen BeachSoccer-Spieler

€rter
€sselwo
Schlu
Claudicatio – A. dorsalis pedis – Entrapment –
Talus – Fußball

Unklare Fußschmerzen im Sinne ei-

L.D. Iselin et al.

Atypicial foot pain in a

professional beach soccer
player
Abstract
We present the case of a 21 years old
professional beach soccer player with
atraumatic claudication and ischemia
of his right foot. Numbing Pain was
rechead usually after 30 minutes of
training or competing. Clinical and
imaging diagnostic revealed an anterior
tibial artery entrapment between a
prominent anterior talus and the
retinaculum.
After bony resection of the talar bump
and partial division of the retinaculum
the patient reached full recovery on his
high competitive sports level after only
three weeks.
Keywords
Claudication – dorsalis pedis artery – entrapment

– talar bump – soccer

Lukas D. Iselina,b, Andre Leumanna, Peter Stavroub
a
Klinik fu¨r Traumatologie und Orthopa¨dische Universita¨tsklinik Basel,
Universita¨tsspital Basel, Spitalstrasse 21, 4031, Basel, Schweiz
b
Adelaide Orthosports Clinic, Hutt Street 143, 5000 Adelaide, SA, Australia
Eingegangen/submitted: 03.11.2014; u¨berarbeitet/revised: 21.11.2014; akzeptiert/accepted: 24.11.2014

Einleitung
ner arteriellen Verschlusssto¨rung
sind bei jungen und gesunden Patienten ohne Traumahintergrund
sehr selten [6]. Bei Frakturen des
Processus lateralis und des posteromedialen Talus ko¨nnen gelegentlich
die neurovaskula¨ren Strukturen in
Mitleidenschaft gezogen werden.
Das Popliteal Artery Entrapment
Syndrome (PAES) ist ein nicht-arteriosklerose bedingtes klinisches Bild
mit Claudicatio und akuter Ischa¨mie

des Beines bei jungen Athleten. Es ist
durch abnorme anatomische Verha¨ltnisse zwischen der A. polpitea und
den umgebenden Strukturen bedingt.
Repetitive arterielle Kompression
durch die umliegenden Strukturen
fu¨hren zu progressiven Gefa¨ßverletzungen [8,5,3,2,9]. Atypische Lokalisationen eines poplitealen arteriellen Entrapments (PAES) mit Beeintra¨chtigung der A. tibialis anterior
sind in der Literatur nur wenige Fa¨lle
beschrieben worden [1]. Bis anhin ist
uns nur ein Fall einer isolierten A.dorsalis-pedis-La¨sion auf dem Fußru¨cken bekannt [11].

Case report
Ein professioneller Beach-SoccerSpieler stellte sich in unserer Klinik
L.D. Iselin et al.



mit subakuten Claudicatiozeichen
vor. Er hatte bislang keine schweren
Verletzungen erlitten und war weder
Raucher noch hatte er andere arteriosklerotische Risikofaktoren. Er

berichtete u¨ber ein rasches Auftreten der Beschwerden sobald er intensiver trainierte oder Machtes
spielte. Er musste mehrmals wegen
sta¨rkster Schmerzen seinen Sport
unterbrechen, war aber nach einer
kurzen Ruhezeit rasch wieder
beschwerdefrei.
In der klinischen Untersuchung hatte er eine normale Hauttrophik,
keine Para¨sthesien oder andere
Ischa¨miezeichen. Nach repetitiven
Dorsalextensionen
des
oberen
Sprunggelenks konnte der zuvor
gut palpable Puls nicht mehr getastet werden.
Eine Computertomograhie (CTscan)des Ru¨ckfußes (Abb. 1) zeigte
einen prominenten anterioren Talus. Das Angio-MRI beider Beine
(Abb. 2) nach Belastung (20-minu¨tiges Jogging) zeigte den Abbruch
der A. dorsalis pedis u¨ber dem Talonavikular-gelenk im Vergleich zur
asymptomatischen Gegenseite.
Drei Wochen nach Resektion des anterioren Talus-bumps und partieller,

distaler Spaltung des Retinaculums
und reizloser Wundheilung konnte
der Patient wieder mit seinem normalen Trainingsprogramm beginnen

Atypische Fußschmerzen bei einem professionellen Beach-Soccer-Spieler

1

CASE REPORT
Sports Orthop. Traumatol. xx, xx–xx (2014)

Abbildung 1
€ckfuß rechts sagittal mit prominentem anteriorem Talus.
CT-scan Ru

und erreichte nach 4 Wochen sein
hohes sportliches Niveau wieder.

Diskussion
Entrapmentsyndrome der unteren

Extremita¨ten treten selten auf. Ihre
Pra¨valenz kann nur gescha¨tzt werden. Die meisten beschriebenen Pathologien liegen im Bereich des
Knies mit Beeintra¨chtigung der A.
poplitea (PAES). Eine Meta-Analyse
von Sinha et al. (2002) berichtet
u¨ber 30 retrospektive Studien (prospektive Daten gibt es gar keine in

2

L.D. Iselin et al.



diesem Bereich) mit PAES [10]. Hier
wurde eine Population mit einem
Durchschnittsalter von 32 Jahren
(20.7–41) und u¨ber 80% Ma¨nnern
beschrieben.
Typischerweise berichten die Patienten
u¨ber

belastungsbedingte
Schmerzen, die nach Beginn der
sportlichen Aktivita¨t auftreten und
in den meisten Fa¨llen relativ rasch
wieder verschwinden.
Differentialdiagnostisch muss man
bei bealstungsbedingten Schmerzen
der unteren Extremita¨t auch an ein
chronisches Kompartmentsyndrom

denken, das a¨hnliche Beschwerden
auslo¨sen kann.
Als Pathomechanismus steht beim
vorliegenden Fall nicht die Arteriosklerose oder intraluminale Gefa¨ßverengung im Vordergrund. Auch
eine extensive posttraumatische
Vernarbung lag nicht vor. Vielmehr
kommt es durch die immer wiederkehrende Kompression des Gefa¨ßes
zu einem Anschwellen der Gefa¨ßwand, was sekunda¨r zu gravierenden
Folgescha¨den wie Aneurysmabildung, distalen arteriellen Gerinnseln
und Vernarbungen fu¨hren kann [7].

Zur Diagnostik finden sich viele
gangbare Wege.
Ultraschalluntersuchungen oder die
MRT (statisch oder dynamisch) helfen die Claudicatio zu verifizieren.
[4]. Fu¨r den Erfolg der Diagnostik
ist wichtig, dass sie in einer symptomatischen Phase erfolgt. Das bedeutet, dass der Patient zuerst eine
Belastung durchfu¨hren muss, bevor
die MRT oder der Ultraschall durchgefu¨hrt wird.
Bezu¨glich der operativen Therapien
sind sich die Autoren nicht einig.
Wichtig ist sicherlich, das Lumen
zu erweitern. Dies kann intravaskula¨r
zum Beispiel durch eine Stenteinlage oder die Reduktion des umliegenden Gewebes und Vernarbungen
erfolgen. Dies in Abha¨ngigkeit von
verschiedenen Faktoren wie Alter,
vaskula¨ren Risikofaktoren, funktionellem Anspruch.
Zum Langzeitverlauf nach der operativen Therapie gibt es wenig Angaben, jedoch wird eine ziemlich hohe
Rezidiv- resp. Reoperationsrate von
um die 25% der PAES berichtet [10].
Ob dies durch ungenu¨gende Resektion der Umgebungsstrukturen

oder durch die schon fortgeschrittene Scha¨digung des betroffenen
Gefa¨ßes bedingt ist, kann zu diesem
Zeitpunkt nicht gesagt werden.

Atypische Fußschmerzen bei einem professionellen Beach-Soccer-Spieler

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durchzufu¨hren, falls dies im jeweiligen Setting mo¨glich ist.

Interessenkonflikt
Die Autoren erkla¨ren, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

Literatur

Abbildung 2
€ber dem
Bilaterale MRI-Unteruchung mit Unterbruch der der A. dorsalis pedis rechts u
anterioren Talus.


In unserem Fall schien es ratsam die
auslo¨senden Faktoren zu beseitigen.
Dies erfolgte durch die Resektion der
Talusnase und die partielle Spaltung
des distalen Retinaculums. Die Spaltung erfolgte partiell und nur la¨sionsnahe, um die wichtige Funktion
des Retinaculums extensorum inferius, na¨mlich die Fu¨hrung der Extensorensehnen u¨ber dem oberen
Sprunggelenk, zu erhalten. Die
Arterie war vom makroskopischen
Aspekt her nicht gescha¨digt und
brauchte deshalb auch keine weitere
Versorgung.

Schlussfolgerung
Die Kenntnis von lokalen Gefa¨ßentrapments (z.B. PAES) und das Nutzen
von ada¨quaten bildgebenden Methoden, wie Doppler-Ultraschall, MRAngio und Native MRI-Untersuchungen in Kombination mit dem Computertomogramm helfen rasche Diagnosestellungen zu ermo¨glichen und
den Patienten die no¨tige, gegebenenfalls operative Behandlung zukommen zu lassen.
Wir empfehlen hier die Untersuchung statisch und dynamisch

L.D. Iselin et al.



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Korrespondierender Autor:
Lukas D. Iselin
Klinik fu¨r Traumatologie und Orthopa¨dische
Universita¨tsklinik Basel,
Universita¨tsspital Basel
Spitalstrasse 21, 4031, Basel, Schweiz
Tel.: +41 61 328 78 16.
E-Mail: lukas.iselin@usb.ch

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