Das Fugenzeichen Das Fugenzeichen

20 zusätzlich darauf aufmerksam macht, welche Elemente im Kompositum zusammengesetzt werden. Das Kompositum Friedhofsmauer zum Beispiel ist nicht aus frieden + hof + mauer oder aus frieden + hofmauer zusammengesetzt, sondern die unmittelbaren Konstituenten sind friedhof + mauer .

5.2 Das Fugenzeichen

-en- Dieses Fugenzeichen hat seinen Ursprung in den Singular- und Pluralendungen der schwachen Substantive. -en- findet sich heute als Flexionsendung im Singular nur noch bei den schwachen Maskulina. Das Verhältnis von Singular- und Pluralanzeiger hat sich also im Verlauf der Sprachgeschichte bei diesem Flexionsmorphem zum Plural hin verschoben. Das ist zum einen durch den Wechsel der Flexionsklasse zu erklären, wodurch ursprünglich schwach flektierte Substantive zur starken Deklination überwechselten, was heute noch in Komposita wie Hahnenschrei, Schwanenhals, Erdenrund deutlich wird, deren erste Konstituente den alten Genitiv-Singular-Anzeiger aufweisen. Zum anderen “verloren die schwachen Feminina im Singular die Endung -en , die sie im Alt- und Mittelhochdeutschen noch durchgängig hatten vgl. dëra sunnûn ahd., der sunnen mhd., der Sonne nhd.. Starke Feminina nahmen teilweise ein -en- im Plural an” Henzen 1965: 59ff. Durch diese sprachgeschichtliche Veränderung wurde es ab einer bestimmten Phase möglich, das vorher unentschiedene Verhältnis von Singular und Plural im Kompositum als Ausdruck einer pluralischen Beziehung aufzufassen.

5.3 Das Fugenzeichen

-er- Eine ähnliche sprachgeschichtliche Veränderung in bezug auf die Möglichkeit, ein pluralisches Verhältnis der ersten zur zweiten Konstituente anzunehmen, weist das heutige Fugenzeichen -er- auf. 21 Ursprünglich war -ir-er Pluralmorphem der neutralen s-Stämme : Es hieß im Althochdeutschen lembir im Singular und Plural nhd. Lamm . Pluralmorphem -ir-er fiel mit der Zeit im Singular dieser Wörter weg, so dass lamb im Singular gegenüber lembir im Plural stand Henzen 1965: 60. Dieses -ir-er liegt sprachgeschichtlich heutigen Komposita wie Rinderzucht, Hühnerstange , Hühnerei, Eierschale, Kinderbuch zugrunde. Hier wird deutlich, dass synchronisch gesehen nicht nur der Singular sondern auch der Plural durch das Fugenzeichen -er- bezeichnet werden kann. Das Fugen -er als Flexionsmorphem bezeichnet heute nur den Plural und tritt auch als Fugenzeichen nur bei ersten Konstituenten auf, die den Plural mit -er bilden.

5.4 Das Fugenzeichen