11. Alkohole, Ether und Phenole
Dieses Kapitel beinhaltet folgende Schwerpunkte: 1 Struktur, Reaktionen und Herstellung von Alkoholen, Ethern und Phenolen und 2 Alkohole und Phenole als Säuren und Basen.
11.1. Nomenklatur
i Alkohole
Alkohole sind hydroxylierte Alkane oder Cycloalkane und formal Monosubstitutionsprodukte von Wasser. Nach der IUPAC-Nomenklatur werden Alkohole als Alkanderivate behandelt. Dem Namen
des Alkans wird die Endung -ol angehängt. Bei komplizierten verzweigten Systemen richtet sich der Name des Alkohols nach der längsten Kette, die den OH-Substituenten trägt:
OH
ein 1-Hexanol-Derivat 2-Methylhexan-1-ol
6 1
Um den Platz der funktionellen Gruppe im Molekül festzulegen, beginnt man mit der Zählung so, dass die OH-Gruppe eine möglichst niedrige Nummer erhält. Die Namen der Substituenten werden dem
Alkanol vorangestellt:
OH OH
OH
2,2,5-trimethyl-3-hexanol 2,2,5-Trimethylhexan-3-ol
Cyclohexanol 1-Butanol
Butan-1-ol
Wie Alkylsubstituenten und Halogenalkane teilt man Alkohole in primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole ein:
H
3
C OH
R CH
2
OH R
CH OH
R R
C OH
R R
Methanol 1
o
Alkohol 2
o
Alkohol 3
o
Alkohol
ii Ether
Ether sind formal Disubstitutionsprodukte von Wasser. Die IUPAC-Nomenklatur behandelt sie als Alkan mit einem Alkoxy-Substituent, also als Alkoxyalkan. Der kleinere Substituent gilt als Teil der
Alkoxygruppe, der grössere Substituent bildet den Stamm des Moleküls. Aromaten können auch Teil der Ether sein Alkylaryl-Ether, Diaryl-Ether :
Me O
Me Me
O Me
Me Me
O
Ethoxyethan Diethylether
Butylphenylether 2-Methoxy-2-methylpropan
t-Butylmethylether
iii Phenole
Verbindungen mit Hydroxygruppen am Benzolring bezeichnet man als Phenole. Bei der Benennung der substituierten Benzole haben die Carboxy- und die Carbonylgruppe eine höhere Priorität als die
Hydroxygruppe:
OH OH
NO
2
NO
2
Phenol 2,4-Dinitrophenol
OH
Me Br
3-Brom-4-methylphenol
11.2. Physikalische Eigenschaften der Alkohole, Phenole und Ether
Die Struktur der Alkohole ist ähnlich der von Wasser. Unten werden die Strukturen von Wasser, Methanol und Dimethylether miteinander verglichen:
H O
H Me
O H
Me O
Me 104.5°
109° 112°
O-Atom: sp
3
0.96Å 1.43Å
0.96Å 1.41Å
sp
3
sp
3
Die Elektronegativität des Sauerstoffatoms bewirkt eine ungleichmässige Ladungsverteilung im Molekül, sodass ein Dipolmoment ähnlich dem von Wasser entsteht:
H O
H R
O H
δ– δ+
δ+ δ–
δ+
Alkohole haben im Vergleich zu Alkanen und Chloralkanen unterschiedliche physikalische Eigenschaften; besonders auffallend sind die höheren Siedepunkte.
Siedepunkte verschiedener Alkane, Chloralkane und Alkohole
Alkylgruppe, R Alkane, R-H
Chloralkane, R-Cl Alkohole, R-OH
CH
3
– CH
3
CH
2
– CH
3
CH
2
CH
2
– CH
3 2
CH– CH
3
CH
2
CH
2
CH
2
– CH
3 3
C– – 162
– 88.5 – 42
– 42 – 0.5
– 12 – 24
12.5 46.6
36.5 83.5
51 64.5
78.3 97
82.5 117
83 Auch Phenole und aromatische Kohlenwasserstoffe haben unterschiedliche Siedepunkte: z.B. Toluol
Sdp. 110
o
C, Phenol Sdp. 182
o
C.