Regionale Differenzierung des ökonomischen Feldes
1.4 Regionale Differenzierung des ökonomischen Feldes
Ein zentrales Ergebnis unserer Untersuchungen der regionalen Gewerkschaftspra- xis im ökonomischen Feld besteht in dem Befund, dass sich die in den jeweiligen Strukturen des ökonomischen Feldes abbildende Geschichte von sozialen Aus- Ein zentrales Ergebnis unserer Untersuchungen der regionalen Gewerkschaftspra- xis im ökonomischen Feld besteht in dem Befund, dass sich die in den jeweiligen Strukturen des ökonomischen Feldes abbildende Geschichte von sozialen Aus-
In Region 1 ist die Ausgangslage für das Handeln der Gewerkschaft im öko- nomischen Feld vor dem Hintergrund einer leistungsfähigen und stark differen- zierten Wirtschaftsstruktur vergleichsweise günstig, gleichwohl aber auch von Problemen bei der Anpassung an Folgen des Strukturwandels geprägt. Die Region steht mit einer starken Fahrzeugindustrie stellvertretend für die klassischen or- ganisatorischen Kernbereiche einer Industriegewerkschaft. Hier hat sich vor dem Hintergrund einer langen und relativ stabilen Industriegeschichte im Verlauf des
20. Jahrhunderts eine gewerkschaftliche Kultur des Handelns aus einer Position der relativen Stärke entwickelt. Die Grundlage der relativ großen Handlungsmacht der regionalen Gewerkschaftsorganisation bilden die in Region 1 vorhandenen zahlreichen Großunternehmen, die oft zu den wenigen marktbeherrschenden Ak- teuren ihrer jeweiligen Branchen gehören und in denen die Beschäftigten in sehr hohem Maß gewerkschaftlich organisiert sind. Zum Kontext dieser relativ gün- stigen regionalen Standortbedingungen gehört eine umfangreiche Zulieferindustrie für die Großunternehmen. Im Verhältnis zu anderen gewerkschaftlichen Regional- gliederungen sind die Hauptakteure der IG-Metall-Verwaltungsstelle in Region 1 mit ihrer konzentrisch auf die großbetrieblichen Produktionsbereiche ausgerichte- ten Gewerkschaftskultur lange Zeit Teil des innergewerkschaftlich hegemonialen Diskurses gewesen. Im Zuge des langfristigen Wandels der Wirtschaftsstruktur ist die feste Grundlage der regionalen Gewerkschaftsmacht jedoch allmählich immer weiter aufgeweicht. Die in weiten Teilen der Wirtschaftsstruktur beobachtbare langfristige Konversion der Industrieproduktion hin zu stärkerer Wissens- und Dienstleistungsorientierung, die nicht nur zwischen den Branchen, sondern auch innerhalb einzelner Unternehmen stattfindet und mit Beschäftigungsabbau in den 20. Jahrhunderts eine gewerkschaftliche Kultur des Handelns aus einer Position der relativen Stärke entwickelt. Die Grundlage der relativ großen Handlungsmacht der regionalen Gewerkschaftsorganisation bilden die in Region 1 vorhandenen zahlreichen Großunternehmen, die oft zu den wenigen marktbeherrschenden Ak- teuren ihrer jeweiligen Branchen gehören und in denen die Beschäftigten in sehr hohem Maß gewerkschaftlich organisiert sind. Zum Kontext dieser relativ gün- stigen regionalen Standortbedingungen gehört eine umfangreiche Zulieferindustrie für die Großunternehmen. Im Verhältnis zu anderen gewerkschaftlichen Regional- gliederungen sind die Hauptakteure der IG-Metall-Verwaltungsstelle in Region 1 mit ihrer konzentrisch auf die großbetrieblichen Produktionsbereiche ausgerichte- ten Gewerkschaftskultur lange Zeit Teil des innergewerkschaftlich hegemonialen Diskurses gewesen. Im Zuge des langfristigen Wandels der Wirtschaftsstruktur ist die feste Grundlage der regionalen Gewerkschaftsmacht jedoch allmählich immer weiter aufgeweicht. Die in weiten Teilen der Wirtschaftsstruktur beobachtbare langfristige Konversion der Industrieproduktion hin zu stärkerer Wissens- und Dienstleistungsorientierung, die nicht nur zwischen den Branchen, sondern auch innerhalb einzelner Unternehmen stattfindet und mit Beschäftigungsabbau in den
In Region 2 haben sich im Zuge des Strukturwandels die Polarisierungen zwischen traditionelleren und stark modernisierten Wirtschaftsbereichen sowie zwischen städtischen und ländlichen Strukturen verstärkt. Aus gewerkschaftlicher Sicht liegen hier ambivalente Bedingungen für eine kollektive Interessenvertre- tung vor. Einerseits liegt die Region abseits der industriellen Ballungsräume. Der früher bestehende traditionelle gewerkschaftliche Kernbereich ist im Zuge der weitgehenden Deindustrialisierung der peripheren Gebiete der Region teilweise erodiert. Andererseits beherbergt der Wirtschaftsstandort im Umfeld einer Univer- sität eine Reihe stark spezialisierter Hightech-Unternehmen vor allem im Bereich Feinmechanik. Diese Hightech-Unternehmen, die meist zwischen 250 und 1.000 Beschäftigten haben, von denen aufgrund starker Forschungs- und Entwicklungs- abteilungen relativ große Anteile hochqualifiziert sind, bilden neben einzelnen gewerkschaftlich stark organisierten traditionelleren Betriebe in den ländlich geprägten Gebieten sowie im Handwerk die Grundlage der gewerkschaftlichen Organisationsmacht. Aufgrund einer insgesamt relativ schwach ausgeprägten in- dustriellen Struktur ist die gewerkschaftliche Basis im Vergleich zu Region 1 aber eher schmal, so dass nie aus einer vergleichbaren Position der Stärke heraus agiert werden konnte. So ist die regionale Gewerkschaftspolitik bei aller konfliktorischen Rhetorik in der Praxis traditionell kooperativ, mit einer großen Bereitschaft zu innovativen betrieblichen Lösungen, die gerade auch an Höherqualifizierte ge- richtet sind. Im Zuge der relativen Schwächung der von Region 1 repräsentierten gewerkschaftlichen Kernbereiche kommt solchen flexiblen Lösungen aus einer vermeintlich randständigen gewerkschaftlichen Region, bei allen dort weiter be- stehenden Schwierigkeiten, wie zum Beispiel der teilweisen Erosion früher beste- hender korporativer Arrangements, zunehmend Vorbildcharakter für den Umgang mit den organisationalen Modernisierungsproblemen zu.
In der ostdeutschen Region 3 ist im ökonomischen Transformationsprozess nach 1990 ein radikaler und umfassender Bruch mit der vorher bestehenden staats- sozialistischen Wirtschaftsstruktur vollzogen worden, dessen Auswirkungen auf Wirtschaftsstruktur und Gewerkschaftspraxis sich bis heute bemerkbar machen. Die Gewerkschaft hat sich hier seither mit den Schwierigkeiten eines Neuan- fangs angesichts eines massiven und abrupten wirtschaftlichen Umbruchs kon- frontiert gesehen. Im Zuge der Umstellung der ostdeutschen Wirtschaftsstruktur auf marktwirtschaftliche Verwertungsziele und der radikalen Privatisierungspolitik der Treuhandgesellschaft ist Region 3, die in der DDR ein bedeutender Maschi- In der ostdeutschen Region 3 ist im ökonomischen Transformationsprozess nach 1990 ein radikaler und umfassender Bruch mit der vorher bestehenden staats- sozialistischen Wirtschaftsstruktur vollzogen worden, dessen Auswirkungen auf Wirtschaftsstruktur und Gewerkschaftspraxis sich bis heute bemerkbar machen. Die Gewerkschaft hat sich hier seither mit den Schwierigkeiten eines Neuan- fangs angesichts eines massiven und abrupten wirtschaftlichen Umbruchs kon- frontiert gesehen. Im Zuge der Umstellung der ostdeutschen Wirtschaftsstruktur auf marktwirtschaftliche Verwertungsziele und der radikalen Privatisierungspolitik der Treuhandgesellschaft ist Region 3, die in der DDR ein bedeutender Maschi-