Stabilisierung der Staatsfinanzen unternommen. Neckers Zahlenwerk schockierte: Einnahmen von 503 Millionen Livres Pfund standen Ausgaben von 620 Millionen
gegenüber, wovon allein die Hälfte auf Zins und Tilgung für die enorme Staatsverschuldung entfiel. Weitere 25 verschlang das Militär, 19 die
Zivilverwaltung und ca. 6 die königliche Hofhaltung. Dass für höfische Feste und Pensionszahlungen an Höflinge eine Summe von 36 Millionen Livres anfiel, wurde als
besonders skandalös angesehen. Zu dem Schuldenberg erheblich beigetragen hatte die Beteiligung der französischen
Krone am Unabhängigkeitskrieg der amerikanischen Kolonisten gegen das britische Mutterland. Zwar war die beabsichtigte Niederlage und machtpolitische Schwächung
des Handels- und Kolonialmacht-Rivalen eingetreten, aber der Preis für das Regime Ludwigs XVI. war ein doppelter: Nicht nur wurden die Staatsfinanzen dadurch
zusätzlich enorm belastet, sondern die aktive Beteiligung französischer Militärs an den Befreiungskämpfen der amerikanischen Kolonisten und die Beachtung von deren
Anliegen in der meinungsbildenden französischen Öffentlichkeit schwächten die Position der absolutistischen Herrschaft auch auf ideologischer Ebene nachhaltig.
2. Einfluss auf a
ufklärerisches Denken
Nicht nur auf einem zentralen Feld praktischer Politik und im institutionellen Bereich weiss
der vorrevolutionäre
französische Absolutismus
Schwächen auf.
Aufklärerisches politisches Denken stellt auch seine Legitimationsgrundlage in Frage und eröffnet neue Optionen der Herrschaftsorganisation. Aus der französischen
Aufklärung des 18. Jahrhunderts ragen zwei Denker wegen ihrer besonderen Bedeutung für unterschiedliche Phasen der Französischen Revolution hervor:
Montesquieus Modell einer Gewaltenteilung zwischen gesetzgebender, ausführender und richterlicher Gewalt kommt im Laufe der ersten Revolutionsphase zur
Anwendung, die in die Schaffung einer konstitutionellen Monarchie mündet.
Denis Diderot Für die radikaldemokratische zweite Revolutionsphase hat Jean Jacques Rousseau
wichtige Impulse geliefert, unter anderem, indem er das Eigentum als Ursache der Ungleichheit zwischen den Menschen anssieht und Gesetze kritisierte, die
ungerechte Besitzverhältnisse schützten. Er propagierte die Unterordnung des Einzelnen unter den allgemeinen Willen Volonté générale, sah von einer
Gewaltenteilung ab und die Richterwahl durch das Volk vor. Verbreitung fand aufklärerisches Denken im 18. Jahrhundert zunehmend in Debattierclubs und
Freimaurerlogen sowie durch Lesezirkel, Salons und Kaffeehäuser, die im geselligen Rahmen zur Lektüre und Diskussion der Lesefrüchte anregten. Auch der
Meinungsaustausch zu aktuellen politischen Fragen hatte hier zwanglos- selbstverständlich seinen Ort. Hauptnutzer waren bildungsbürgerliche Schichten und
Berufsstände, wie z. B. Juristen, Ärzte, Lehrer und Professoren. Ein breitenwirksames Produkt und Kompendium aufklärerischen Denkens stellte die
von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert herausgegebene
Encyclopédie dar, die erstmals zwischen 1751 und 1772 erschien. Sie wurde – in
mehrere Sprachen übertragen – zu dem Aufklärungslexikon schlechthin für die
europäische Bildungswelt des 18. Jahrhunderts: „Verpackt zwischen vielen Bildtafeln und
Artikeln über
Technik, Handwerk
und Gewerbe
standen die
geisteswissenschaftlichen Artikel, die die modernen Ideen vertraten und Sprengstoff enthielten, um mehr als ein Ancien régime zu unterminieren.“
3.Teuerung als sozialer Treibsatz
Der Großteil der Bevölkerung im Ancien régime war an Aufklärungsdenken und Politisierung wenig interessiert, am Brotpreis umso mehr. Die Bauern, die vier
Fünftel der Bevölkerung stellten, hatten 1788 eine schlimme Missernte
erlitten und danach einen harten Winter durchlebt. Während es ihnen am Nötigsten fehlte, sahen
sie die Speicher der weltlichen und geistlichen Grundherren, denen sie Abgaben zu entrichten hatten, noch gut gefüllt. Es kam zu Protesten und Forderungen nach
Verkauf zu einem „gerechten Preis“, als bei der eingetretenen Knappheit die Getreidepreise im Gegenteil gerade mächtig anzogen. Noch empfindlicher traf die
Teuerung die kleinen Leute in den Städten, für die das tägliche Brot Hauptnahrungsmittel war. Zur Jahresmitte 1789 war Brot teurer als zu jedem
anderen Zeitpunkt des 18. Jahrhunderts in Frankreich und kostete das Dreifache des Preises der besseren Jahre. Das bedeutete für den städtischen Handwerker, dass er
etwa die Hälfte seines Einkommens allein für die Brotversorgung ausgeben musste. Jede Preissteigerung wirkte da existenzbedrohend und ließ die Nachfrage nach
anderen Gütern des täglichen Bedarfs sinken. „Nun erreichten Unzufriedenheit und Erregung auch diejenigen, die von der öffentlichen Auseinandersetzung um die
Finanzmisere und die Funktionsunfähigkeit des Staates noch nicht unmittelbar erreicht und mobilisiert worden waren. Die wirtschaftliche Not, die infolge der
Teuerung und Unterproduktion die städtischen Konsumenten und dann auch Handel und Gewerbe betraf, brachte die ‚Massen’ auf die politische Bühne.
4. Die schlechte absolute Monarchie