interessiert waren. Die diplomatische Niederlage Frankreichs in der Orientkrise führte dort zu einem Anwachsen nationaler Leidenschaften.
Im Gebiet des Deutschen Bundes löste die Rheinkrise allerdings lang wirksame nationale Leidenschaften aus. Mit dem Rheinlied von Nikolaus Becker
„Sie s
ollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein“, dem Gedicht die Wacht am Rhein von Max Schneckenburger aber auch das Lied der Deutschen von Heinrich
Hoffmann von Fallersleben entstanden populäre Identifikationsmöglichkeiten. War von Fallersleben als Demokrat nicht nationalistisch eingestellt, gab es daneben auch
aggressive Töne. Ernst Moritz Arndt etwa rief nicht nur zur Verteidigung des Rheins auf, sondern forderte in einem Lied die Wiedergewinnung von Elsass und
Lothringen. „So klinge die Losung: zum Rhein Übern RheinAll Deutschland in
Frankreich hinein.“ Der Alldeutsche Verband des Kaiserreichs hat sich nach diesen Zeilen seinen Namen gegeben.
3. Deutscher Bund und die Revolution von 184849
Mit Ausnahme von Berlin und Wien, wo es nach Ausbruch der Märzrevolution zu Unruhen gekommen war, setzte sich die liberale Opposition unterstützt von
friedlichen Versammlungen und Protesten in fast allen Bundesstaaten ohne nennenswerten Widerstand rasch durch. Aber auch in Österreich und Preußen
mussten die Regierenden dem Druck nachgeben. In fast allen Bundesstaaten übernahmen die so genannten Märzregierungen aus meist gemäßigt liberalen
Kräften die Regierungsgeschäfte. Allerdings blieben die Fürsten, mit Ausnahme von Bayern, wo König Ludwig I. auch wegen seiner Affäre mit Lola Montez zurücktreten
musste, im Amt. Durch die Revolution war die Existenz des Deutschen Bundes unmittelbar
gefährdet, galten seine Institutionen doch als Verkörperungen der restaurativen Ordnung und als Hindernis für die Gründung eines Nationalstaates. Der Ausbruch
der Revolution führte bei der Bundesversammlung selbst, die nunmehr permanent tagte, zu einer Doppelstrategie. Der Bund kam der Opposition in verschiedenen
Punkten entgegen. So wurden die Karlsbader Beschlüsse aufgehoben, auch nahm der Bund die Farben Schwarz-Rot-Gold an, benannte den Doppeladler als
Bundeswappen und beauftragte bekannte Persönlichkeiten mit der Ausarbeitung einer revidierten Bundesverfassung. Auf der anderen Seite bereitete sich der Bund
etwa durch Verstärkung der Bundesfestungen darauf vor, die Revolution auch mit Gewalt zu unterdrücken.
4. Neugründung des Bundes
Das Scheitern der Nationalversammlung, einen demokratischen Nationalstaat zu schaffen, und der Sieg der Gegenrevolution führte 1849 zur Wiederherstellung
des Deutschen Bundes. Allerdings war diese Wiedererstehung vom Konflikt zwischen Preußen und Österreich überschattet.
In Preußen versuchten gemäßigt konservative Kräfte um Joseph von Radowitz, nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. eine
Lösung der nationalen Frage auf dem Weg der Vereinbarung der deutschen Fürsten durchzusetzen. Unter Rückgriff auf eigene vorrevolutionäre Reformpläne des Bundes
sowie die liberalen, kleindeutschen Ideen der Nationalversammlung sahen die Pläne einen „engeren Bund“ mit der Bezeichnung „Deutsches Reich“ unter preußischer
Hegemonie vor. In einem weiteren Bund sollte Österreich zusammen mit diesem Deutschen Reich eine lose verbundene „Deutsche Union“ bilden. Diese preußische
Unionspolitik wurde von Österreich bereits im Mai 1849 abgelehnt. Auch andere wichtige Staaten, wie Bayern oder Württemberg, lehnten sogleich oder 1850, wie
Sachsen oder Hannover, nach anfänglicher Zustimmung die Pläne ab. Dennoch wurde in den Unionsstaaten 1850 das Erfurter Unionsparlament gewählt, das eine
Unionsverfassung verabschiedete.
5. Der Deutsche Bund während der Reaktionsära