Der Deutsche Bund während der Reaktionsära

etwa durch Verstärkung der Bundesfestungen darauf vor, die Revolution auch mit Gewalt zu unterdrücken.

4. Neugründung des Bundes

Das Scheitern der Nationalversammlung, einen demokratischen Nationalstaat zu schaffen, und der Sieg der Gegenrevolution führte 1849 zur Wiederherstellung des Deutschen Bundes. Allerdings war diese Wiedererstehung vom Konflikt zwischen Preußen und Österreich überschattet. In Preußen versuchten gemäßigt konservative Kräfte um Joseph von Radowitz, nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. eine Lösung der nationalen Frage auf dem Weg der Vereinbarung der deutschen Fürsten durchzusetzen. Unter Rückgriff auf eigene vorrevolutionäre Reformpläne des Bundes sowie die liberalen, kleindeutschen Ideen der Nationalversammlung sahen die Pläne einen „engeren Bund“ mit der Bezeichnung „Deutsches Reich“ unter preußischer Hegemonie vor. In einem weiteren Bund sollte Österreich zusammen mit diesem Deutschen Reich eine lose verbundene „Deutsche Union“ bilden. Diese preußische Unionspolitik wurde von Österreich bereits im Mai 1849 abgelehnt. Auch andere wichtige Staaten, wie Bayern oder Württemberg, lehnten sogleich oder 1850, wie Sachsen oder Hannover, nach anfänglicher Zustimmung die Pläne ab. Dennoch wurde in den Unionsstaaten 1850 das Erfurter Unionsparlament gewählt, das eine Unionsverfassung verabschiedete.

5. Der Deutsche Bund während der Reaktionsära

In den folgenden Jahren der Reaktionsära spielte der Deutsche Bund – ähnlich wie während der Restaurationsphase – eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Opposition. Am Anfang stand die Rückgängigmachung der Ergebnisse der Revolution. So hat die Bundesversammlung am 23. August 1851 die Grundrechte der Deutschen Nationalversammlung aufgehoben. Mit dem sogenannten „Bundesreaktionsbeschluss“ wurde der Bundestag faktisch zur obersten Kontrollbehörde über die Verfassungen der Einzelstaaten. Ziel war es, alle als revolutionär geltenden Elemente aus den Verfassungen wieder zu entfernen. Das zentrale Ausführungsorgan war der von der Bundesversammlung eingesetzte, sogenannte „Reaktionsausschusses.“ Davon betroffen waren etwa Sachsen-Coburg, Anhalt, Liechtenstein, Waldeck, Lippe, Hessen-Homburg, Hannover, Frankfurt, Bremen und Hamburg. In einigen Fällen kam es gar zu militärischen Aktionen. Dies galt etwa für Bremen und für Kurhessen. Besonders tiefgreifend war der Eingriff in Kurhessen, für den der Bund eine neue Verfassung entwarf, die Kurfürst Friedrich Wilhelm 1852 oktroyierte. Der Versuch, eine Bundeszentralpolizei zu schaffen, scheiterte zwar, aber als wirkungsvoll gegen revolutionäre Ideen und ihre Anhänger erwies sich ein 1851 gebildeter Polizeiverein zum gegenseitigen Nachrichtenaustausch. Dieser basierte allerdings nicht auf einem Bundesbeschluss, sondern ging auf die Zusammenarbeit der Polizeibehörden Preußens, Österreichs, Hannovers und Sachsens zurück, denen sich nach und nach die meisten anderen Bundesstaaten anschlossen. Das Ergebnis war, dass sich die Gegenrevolution zunächst weitgehend durchsetzen konnte. Die entschieden oppositionelle Presse, egal ob demokratisch- republikanisch oder sozialistisch, wurde verboten. Die liberalen Blätter hatten es immerhin schwer zu überleben. Die Ansätze zur Bildung von Parteien wurden völlig abgeschnitten. Das sich während der Revolution abzeichnende Parteiensystem wurde zerschlagen. 6. Die „Neue Ära“ und das Wiedererstehen des politischen Lebens Die Neue Ära ist ein zeitgenössischer Begriff des 19. Jahrhunderts und bezeichnet das Auslaufen der Reaktionsära und den Neubeginn des politischen Lebens in Deutschland. Die entscheidenden Impulse gingen dabei zwar nach dem Wechsel von Friedrich Wilhelm IV. zu Wilhelm I. von Preußen aus, aber die „Neue Ära“ erfasste zwischen 1858 und 1862 in unterschiedlicher Weise die meisten Mitgliedstaaten des deutschen Bundes. In der Regel war dies verbunden mit einer allgemeinen Öffnung der politischen und gesellschaftlichen Betätigungsmöglichkeiten und der Ernennung neuer Regierungen. Der allmähliche Übergang der Regentschaft auf den späteren Wilhelm I. führte zu einem veränderten politischen Klima. Erstmals seit Jahren kam es im preußischen Abgeordnetenhaus zu substantiellen Angriffen auf das Regierungshandeln. So griff Friedrich Harkort, ein Vertreter des gemäßigten rheinischen Liberalismus, die Ausgaben für die illegal eingerichtete politische Polizei an. Insbesondere der Eid des Prinzen Wilhelm auf die Verfassung verstärkte die Hoffnungen auf Veränderungen. Dies drückte sich innerhalb des Parlaments in einem Forderungskatalog der vereinigten liberalen Parteien aus. Ein weiterer Schritt war die Entlassung des Reaktionskabinetts Manteuffel am 5. November 1858 durch das liberal-konservative Ministerium von Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen. Die eigentliche Leitung der Politik lag indes bei dem ehemaligen Ministerpräsidenten Rudolf von Auerswald, der als Minister ohne Geschäftsbereich der neuen Regierung angehörte. Mit der neuen Regierung in Preußen fehlte der politische Konsens mit Österreich. Damit endete auch im Deutschen Bund die Hochphase der Reaktion. Das politische Leben begann sich nun erneut zu formieren. Ein Ausdruck waren die Schillerfeiern zum 100. Geburtstag des Dichters, der als nationale Integrationsfigur galt und posthum zu einem Führer gegen die Obrigkeit gemacht wurde. Die Feiern entwickelten sich vielerorts zu politischen Demonstrationen.Als Katalysator für das Entstehen von neuen politischen Organisationen kamen den Diskussionen über den italienisch-französisch-österreichischen Krieg sowie Furcht vor einem Krieg mit Frankreich erhebliche Bedeutung zu. Dies verstärkte die alten Forderungen von 1848 nach Einheit und Freiheit. Zudem spiegelte die neu entstehenden Parteirichtungen die unterschiedlichen Meinungen zu Österreichs Politik in der italienischen Frage wider Auch im katholischen Deutschland begannen sich nach 1848 erneut Organisationsansätze zu zeigen. Im preußischen Abgeordnetenhaus gab es bereits seit 1852 eine katholische Fraktion. Diese gab sich 1859 den Namen „Fraktion des Zentrums katholische Fraktion.“ Allerdings war sie zwischen 1867 und 1870 nicht mehr im Parlament vertreten. D aneben entstand seit 1865 in Baden die „Katholische Volkspartei.“ In Bayern entstand 1869 die katholisch orientierte Bayerische Patriotenpartei. Aus diesen und ähnlichen Ansätzen ging im Zusammenhang mit dem Kulturkampf seit 1870 die Zentrumspartei hervor.

7. Scheitern der Bundesreform