1. Verfassungsfrage
Bereits vor der Gründung des Bundes setzte die Entstehung von Verfassungen in eher kleinen Staaten ein, ehe die Entwicklung auch die größeren Staaten
erreichte. Den Anfang machte Nassau 1814, es folgten Schwarzburg-Rudolstadt 1816, Schaumburg-Lippe 1816, Waldeck 1816, Sachsen-Weimar-Eisenach
1816, dann Sachsen-Hildburghausen 1818, Bayern 1818, Baden 1818, Lippe- Detmold 1819, Württemberg 1819 und Hessen-Darmstadt 1820. Weitere
Staaten folgten, bis schließlich Luxemburg 1841 den Schlusspunkt in der Verfassungsgebung des Vormärz
’ setzte. Teilweise verfügten die Abgeordneten bereits über freie Mandate. Überall
jedoch wirkten die alten ständischen Traditionen nach, etwa der Vorrang des Adels bei der Schaffung einer ersten Kammer oder eines Herrenhauses. In ihnen saßen
Vertreter des Adels, hohe Beamte und Militärs, teilweise auch kirchliche oder universitäre Funktionsträger. Das Wahlrecht schloss nicht nur Frauen aus, sondern
durch ein Zensuswahlrecht auch Kreise der ärmeren Bevölkerung. Außerdem wurden die Rechte der Volksvertretungen durch das Einberufungs- und Entlassungsrecht des
Monarchen eingeschränkt. Die Parlamente berieten über Steuern oder Gesetzesentwürfe, aber nur in wenigen Staaten, wie in Württemberg, hatten sie das
Recht, über den Staatshaushalt zu befinden.
2. Karlsbader Beschlüsse
Universitäten im Deutschen Bund und Wartburgfest 1817 Metternich nutzte die Burschenschaften und die entstehende liberale
Bewegung, um eine Bedrohung der öffentlichen Ordnung zu behaupten. Als Beleg diente zunächst das Wartburgfest vom 18. Oktober 1817. Vor allem gegen die
Burschenschaften gingen die Einzelstaaten und der deutsche Bund mit Polizei und Spitzeln vor. Auf dem Aachener Kongress von 1818 machten die österreichische
Politik des restaurativen Umbaus des Bundes und die Zusammenarbeit mit der konservativen Berliner Hofpartei weitere Fortschritte. International konnten sich die
Befürworter vor allem der Unterstützung Russlands sicher sein. Die Möglichkeit zum Frontalangriff gegen die Reformer bot die Ermordung des Schriftstellers August von
Kotzebue durch den Studenten Karl Ludwig Sand am 23. März 1819.
artburgfest 1817 Daraufhin kam es in Teplitz zu einem Treffen Metternichs mit dem
preußischen König Friedrich Wilhelm III. und Hardenberg, bei dem die späteren Karlsbader Beschlüsse vorbereitet wurden. Die Befürworter einer liberal-
konstitutionellen Fortentwicklung unter den Mitgliedern des Deutschen Bundes –
durch eine Pressekampagne von Metternichs Vertrautem Friedrich von Gentz zusätzlich in die Defensive gedrängt
– konnten dem kaum etwas entgegensetzen und mussten in einer „Teplitzer Punktation“ der österreichisch-preußischen
Vereinbarung zustimmen. Unmittelbar danach fand vom 6. bis 31. August 1819 eine Geheimkonferenz in
Karlsbad statt, an der Minister aus den zehn größten Bundesstaaten teilnahmen. Diese einigten sich in langen Debatten auf ein ganzes Bündel von
Bundesgesetzvorlagen, die Repressionsmaßnahmen gegen die Opposition an den Universitäten
[9]
und Schulen,
insbesondere gegen
die studentischen
Burschenschaften, enthielten und die Abschaffung der Pressefreiheit bedeuteten.
[10]
Allerdings gelang es Metternich gegen den Widerstand Bayerns und Württembergs nicht, die altständische Verfassung als verbindliches Modell für alle Bundesstaaten
durchzusetzen. Alles andere beschloss die Bundesversammlung äußerst rasch und in
verfassungsrechtlich bedenklicher Weise. Ein Verfassungsbruch lag jedoch bereits in der Karlsbader Konferenz selbst, die den Bundestag als alleinzuständiges Gremium
nach Artikel 4 der Bundesakte übergangen und dabei auch das Mitspracherecht der kleineren Bundesstaaten missachtet hatte.
[11]
3. Restaurative Umgründung des Bundes